Am 2. Oktober wurde ich in den Gemeinderat Oberägeri gewählt! Ich bedanke mich herzlich bei der Oberägerer Bevölkerung für das entegengebrachte Vertrauen. Ich bin sehr gespannt auf die Arbeit und die Themen, die im Gemeinderat auf mich zukommen werden und freue mich sehr auf die kommende Zeit!

Geboren (1987) und aufgewachsen bin ich in der Stadt Zürich, in der Altstadt, also im «Niederdörfli». Obwohl ein Stadtkind, hat es mich immer aufs Land gezogen. Bereits auf dem Pausenplatz hab ich als Traumberuf «Bauer» gesagt.

In der Stadt ist das mit dem Traumberuf «Bauer» so eine Sache und aus der Bauernlehre wurde dann halt die Matura. Das Interesse für die Landwirtschaft ist aber geblieben. Und nicht sehr verwunderlich ist es dann wohl, dass ich an der ETH in Zürich Agronomie studiert habe.

Im Verlauf der Schulzeit und während dem Studium habe ich mein Interesse und meine Faszination für Menschen, ihre verschiedenen Hintergründe, Kulturen, Geschichten und Sprachen, sowie die Landwirtschaft in verschiedenen Weltgegenden, entdeckt. Im Rahmen meines Studiums und meine späteren Anstellungen bei der Bio Suisse (in der internationalen Zertifizierung) und danach bei der Schweizer Rückversicherung (verantwortlich für Agrarversicherungen südlich der Sahara), hat es mich in alle Ecken und Enden der Welt gezogen. Von Neuseeland, Chile, Indien bis in alle Teile Afrikas.

Nach meinen Wanderjahren wurde der Wunsch nach meiner zweiten grossen Leidenschaft wieder stärker; der praktizierenden Landwirtschaft. Und nach einem Sommer auf einer Alp im Berner Oberland, bin ich nun angekommen.

Hier in Oberägeri bewirtschaften ich und mein Mann, Adrian Iten-Marty, gemeinsam mit unseren zwei Kindern Sira (2019) und Diego (2021), den Landwirtschaftsbetrieb «Bruhst», ein Familienbetrieb in der 7. Generation und einen der schönsten Orte der Schweiz.

Neben der Arbeit und den Kindern trifft man mich in meiner Freizeit im Garten, beim Klettern, Wandern oder mit Freunden und Freundinnen. Ich engagiere mich in der Schulkommission und bin in der Feuerwehr Oberägeri aktiv.

Wer mehr über mich oder unseren Betrieb erfahren möchte, kann das HIER.

Oberägeri ist für mich Wunschheimat und Wahlheimat und der Ort an dem ich alt werden möchte. Tönt kitschig, ist aber so.

Oberägeri hat viele Vorteile; die wunderschöne Landschaft, die Natur, die ausgeprägten Traditionen und das starke Vereinsleben. Auch die verschiedenen Nationalitäten und verschiedenen Sprachen sehe ich als Chance und als Bereicherung für den Ort.

Oberägeri sieht sich aber auch Herausforderungen gegenüber, bereits heute und auch in Zukunft. Die Nähe zu Zentren wie Zug, Luzern und Zürich und die hohe Lebensqualität machen Oberägeri zu einer Wunschheimat für viele. Der Druck auf Land und Wohnraum wird zunehmen, mit Auswirkungen auf die Immobilienpreise und den Verkehr. Auch der Tourismus und die Stadtflucht ins Grüne bekommen Natur und auch Landwirtschaft zu spüren, Zielkonflikte sind hier vorprogrammiert. Die starke Zuwanderung und die vielen Nationalitäten und Sprachen stellen neue Aufgaben für die Integration, das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf und auch die Schule. Auch der Klimawandel wird nicht spurlos an uns vorbeigehen; zwar helfen die Höhe und der See, dass uns die häufiger werdenden Hitzesommer etwas länger «kalt lassen», aber auch wir werden die häufigeren Extremwetter zu spüren bekommen. In Form von Trockenperioden, extremen Niederschlägen – mit Hochwassern und Hangrutschen als Folge – und Stürmen. Landwirtschaft, Gebäude und Infrastruktur werden betroffen sein, aber auch der Wald, der See, die Tiere und Pflanzen werden sich an die neuen klimatischen Gegebenheiten anpassen müssen. Geopolitische Entwicklungen sind schwierig vorhersehbar, doch auch sie werden uns beeinflussen, sei dies mit der Entwicklung der Energiepreise, wie wir sie aktuell sehen oder auch mit politischen Veränderungen, die einen Einfluss auf den Finanzplatz Schweiz oder auch den Standortvorteil des Kantons Zug – und somit auch unsere finanzielle Lage – haben können.

Hier will ich mitanpacken und die Stärken unseres Tals nutzen, um die Aufgaben der Zukunft proaktiv anzugehen.

Oberägeri ist ein Ort mit einer unglaublich hohen Lebensqualität. Ich will einen Beitrag leisten, um diese Lebensqualität zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Dabei ist es mir wichtig, dass wir uns nicht auf dem ausruhen, was bereits gut ist, sondern uns den Herausforderungen aktiv stellen und diese proaktiv angehen. Wir machen heute Politik für die Generationen von morgen. Für ein enkeltaugliches Oberägeri.

Besonders im Fokus stehen für mich:

Siedlungs­­­entwicklung

Ägerer und Ägererinnen sollen in Oberägeri wohnen bleiben können, unabhängig vom Einkommen. Dafür braucht es bezahlbaren Wohnraum. Ausreichend bezahlbaren Wohnraum. Aber nicht nur das: Auch ergänzende Angebote wie schulergänzende Betreuung, Verfügbarkeit von Kita-Plätzen, Einkaufsmöglichkeiten und ein belebtes Dorfzentrum, aktive Vereine, wie auch Angebote für ältere Menschen sind wichtig und brauchen ihren Platz.

Energie- und Umweltpolitik

Die Schweiz verbraucht zu viel Energie, zu viel Wasser und generell zu viele Ressourcen. Jeder einzelne von uns. Reduktionsmöglichkeiten sind vorhanden und vielfältig. Die Gemeinde soll hier mit gutem Beispiel vorangehen, aber auch aktiv Anreize setzen, damit sich der CO2 Fussabdruck der Privathaushalte verbessert. Immerhin hat sich die Schweiz ein CO2-Null Ziel für 2050 gesetzt. Zum Beispiel könnte man Solaranlagen bei Neubauten vorschreiben oder auch einen Anteil an Recycling-Beton oder Holz, der in Neubauten eingesetzt werden muss. Und weshalb nicht ein ambitiöses Ziel wie «Energie-Autarkie» fürs Ägerital? Die Gemeinde ist mit verschiedenen Projekten bereits in die richtige Richtung unterwegs.

Mobilität

Mobilität ist ein Brennpunkt im Ägerital und wird es auch bleiben. Der motorisierte Individualverkehr ist dabei eine klassische Huhn-Ei Situation: Hat man viel Verkehr und baut die Strassen aus, schafft das Anreize für noch mehr Verkehr. Diskussionen zu Sinn und Unsinn eines Tunnels in Unterägeri und was er für Oberägeri bedeuten würde, werden uns noch beschäftigen. Priorität für mich ist es, den öffentlichen Verkehr zu stärken und attraktiv zu machen und so möglichst viele Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen. Dabei müssen wir Lösungen entwickeln, die über die Situation von heute und morgen hinausgehen und an die Bevölkerungszahlen in 50 Jahren angepasst sind. Vielleicht braucht es hier den Mut gross und quer zu denken, für eine langfristig praktikable und umweltfreundliche Lösung.

Dorfkultur und Integration

Oberägeri sollte sich seine Traditionen bewahren und hochhalten. Das Brauchtum hat einen grossen Wert, gibt dem Dorf seinen Charakter und den Menschen die Identifikation mit demselben. Wichtig wird es hier sein den Zugezogenen einen Zugang zu Oberägeri zu ermöglichen. Je mehr sich die Menschen mit ihrem Dorf identifizieren, desto mehr werden sie sich aktiv engagieren, das lokale Gewerbe und die lokale Gastronomie unterstützen und auch Verständnis zeigen, wenn es einmal laut oder spät wird oder eine Strasse für einen Umzug oder dergleichen gesperrt ist.

Landwirtschaft und Biodiversität

Was ist der Wert einer Art? Der Wert des Feldhasen, des Auerhahns oder des Gartenrotschwanzes? Und wie viel Aufwand wollen wir betreiben, um sie zu schützen? Die Artenvielfalt in der Schweiz ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Ein Beispiel: Die Masse an Fluginsekten hat seit den 70er Jahren um 75% abgenommen. Hauptgründe sind die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion, die Siedlungsentwicklung und der Klimawandel.

Doch auch die landwirtschaftliche Produktion ist wichtig. Lebensmittel müssen produziert werden und dafür braucht es Platz. Landwirte werden für ökologische Leistungen entschädigt, doch schlussendlich entscheidet der Markt und die Zahlungsbereitschaft der Kunden über die Intensität der Produktion.

Artenschutz und landwirtschaftliche Produktion stehen – zumindest teilweise – in einem Gegensatz. Um hier Lösungen zu finden, braucht es ein Verständnis für alle Seiten und Dialog. Massnahmen müssen praktikabel und umsetzbar sein.

In Oberägeri haben wir bezüglich Artenschutz bereits einiges richtig gemacht. Wir haben auf dem Gemeindegebiet wertvolle Flächen mit einer sehr hohen Artenvielfalt (bsp. Rothenturmer Moor),  wie auch seltene einzelne Arten (bsp. Auerhahn, Feldhase, Gartenrotschwanz). Wichtig ist, dass wir diesen Sorge tragen und die Grundlage schaffen, dass diese Arten auch längerfristig bestehen können.

Durch meine Arbeit in verschiedenen Firmen, in verschiedenen Ländern, mit Menschen von ganz unterschiedlicher Herkunft und Kultur habe ich einen breiten Horizont und bringe einen offenen Blick, Verständnis für verschiedene Meinungen und Hintergründe und eine Aussensicht an den Tisch.

Dies will ich nutzen, um Brücken zu bauen und Lösungen zu finden. Für die OberägererInnen von heute und morgen.